Bio und konventionell verschwimmen immer mehr. Bio-Tieren muss es nicht immer gut, konventionell gehaltenen nicht immer schlecht gehen. Es kommt auf den Menschen, den Landwirt und das Verhältnis zu seinen Tieren an. In Retzbach leben die Rinder und Schweine besser als vorgeschrieben. Und den Wein zum Essen bekommt man hier auch.
Geschichte
Die Wurzeln des Weinguts Schmitt reichen vier Generationen zurück, als die Familie Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Weinbau begann. Im Jahre 1962 entschlossen sich die Eltern von Hermann Schmitt auszusiedeln und den jetzigen Hof zu gründen. 1992 übernahm der zweitälteste Sohn mit seiner Familie den Betrieb. Neben dem Weinbau betreibt der Winzermeister seine Bullen- und Schweinemast, baut das Futter zum Großteil selbst an, stellt Hausmacher Wurst her und fand am 13.03.2013 auch noch Zeit uns seinen Betrieb zu erklären.
Hermann Schmitt hält heute zusammen mit seinem Sohn 120 Mastschweine und 70 -bullen in konventioneller Haltung.
Gesetzliche Vorgaben bezüglich einem artgerechten Leben werden in dieser Haltungsform immer öfter hinterfragt. Bereits in die Tat umgesetzt haben die beiden Landwirte ihren gesunden Menschenverstand: Ihre Tiere leben über dem Standard.
Stall und Haltung
Alle Bullen stehen hier auf Stroh, das sticht beim Betreten des Rinder-Stalls sofort ins Auge. Einen Vollspaltenboden, den viele Landwirte wegen des geringeren Aufwandes beim Misten bevorzugen, erwartet man hier vergeblich.
Rechnerisch betrachtet, erklärt uns Herr Schmitt, machen die niedrigen Tierarztkosten den höheren Aufwand für den Stall wieder wett. Am Ende profitieren Landwirt und Tiere.
Die Mastbullen stehen in einem so genannten Tretmiststall. Die Boxen werden hinten eingestreut und die Tiere treten durch ihre Bewegung den Mist nach vorne. Dort wird dann ausgemistet. Um den Untergrund zu bewegen benötigen die Tiere ein Mindestgewicht. Bis zu diesem stehen sie in einer Großraumbox, die “normal” ausgemistet und eingestreut wird.
Mastbullen
Die Mastbullen kommen als 6-8 Monate alte Kälber aus anderen deutschen Regionen auf den Hof. Stammt eine Gruppe Kälber aus dem gleichen Mutterkuh-Betrieb ist dies von Vorteil; sie sind bereits aneinander gewöhnt. Zum Anderen ist die Ansteckungsgefahr geringer, weil die Tiere keine unterschiedlichen Krankheitserreger mitbringen.
Fleckvieh, Angus, Salers, und die in gewisser Weise besondere Rasse Weißblaue Belgier, deren Tiere weit über 1 Tonne auf die Waage bringen können, stehen unter anderem im Stall.
Das Futter besteht aus Rau- und Kraftfutter – Wintergerste, Körnermais und zugekauftes Rapsschrot stehen auf dem Speiseplan.
Eine Box im Stall wird von max. sieben Mastbullen, die sich gut vertragen, bewohnt; Verletzungen durch kleine Kämpfe sind somit selten und die Rinder müssen nicht enthornt werden.
Schweine
Sie leben hier in Gruppen zu 15 Tieren in einem Stall mit mehreren Boxen ohne Spaltenböden. Diese sind aufgeteilt in den Aufenthalts-/Futterbereich mit Stroh und Kotbereich.
Schweine sind saubere Tiere, die sich nie in ihren eigenen Kot legen, wenn sie die Wahl haben. Überdies taugt die Einstreu mit Stroh nicht nur um es den Tieren bequem zu machen. Das Angebot einer Möglichkeit zur Beschäftigung ist derweil Pflicht in der Schweinemast. Diese kann wie hier Stroh sein, in dem sich wühlen lässt.
Die Ferkel kommen aus einer Zucht in Arnstein-Müdesheim (die wir auch noch gerne besuchen möchten) und aus Billingshausen. Eigene Muttersauen hält Hermann nicht. Spezialisierung indes ist heutzutage üblich in der Schweinezucht und -mast.
Schweine dürfen, nein müssen, im Gegensatz zu Rindern Soja fressen.
Warum? Früher fütterte man doch auch hauptsächlich Kartoffeln? Doch früher aßen die Menschen ihr Fleisch noch mit Fett. Nicht so der “moderne” Verbraucher.
Kartoffeln nämlich haben ein ungünstiges Stärke-Eiweiß-Verhältnis, welches die Schweine zu fett werden lässt. Demzufolge bekommt der Landwirt für den Fettanteil seines Schweins kein Geld. Also wird Soja gefüttert, um den Muskelfleischanteil hoch und den Anteil des Fettes niedrig zu halten.
Schlachtung
Naheliegend, dass die Schmitts im 500m entfernten Schlachthof Issing schlachten lassen. Mit rund 24 Monaten und 430 kg Schlachtgewicht werden die Rinder geschlachtet. Ab diesem Alter gibt es hier – ähnlich wie bei zu fetten Schweinen – Preisabzug, denn ab 2 Jahre gilt das Rind nicht mehr als Jungrind.
Interessant, dass andere Europäer bereits erkannt haben, dass das Fleisch alter Tiere eine Delikatesse ist.
Produkte und Preise
Wer nun Lust auf Schweine- und Rinderfleisch aus guter und regionaler Haltung bekommen hat, darf sich gerne bei Familie Schmitt telefonisch melden oder auf dem Hof vorbei schauen. Wurst im Glas aus der eigenen Wurstküche und den vorzüglichen Wein kann man jederzeit erwerben. Frischfleisch und Wurst im Darm sind nach Vorbestellung erhältlich. Hier ein paar Beispiele:
- Ein gemischtes Paket vom Rind ohne Knochen kostet 10,- € pro kg. Die Regel sind Pakete zu etwa 7 kg. Aber man kann auch erstmal ein kleineres Probierpaket nehmen.
- Braten oder Schnitzel vom Schwein (ohne Knochen) gibt es für 7,40 €.
- Das Glas Hausmacher Weiße (400g) kostet 3,40 €, die Krakauer im Glas 3,50 €.
- Der Liter Wein (Silvaner oder Bacchus) kostet 4,- €, der Portugieser (0,75l) 4,50 €. Na dann Prost!
Kontakt
Familie Hermann SchmittThüngener Straße 41
D-97225 Retzbach
Fon :: 09364 4138
Fax :: 09364 1779
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